Die behandelte Thematik umfasst mögliche Änderungen und Anpassungen im Ernährungssystem (d.h. den gesamten Kreislauf von Anbau, Verarbeitung und Vertrieb), das die Umwelt extrem intensiv und schädlich beeinflusst. Es zeigt sich die Notwendigkeit, Inhalte zu entwickeln, die nachhaltige Lebensmittel den Erzeugern, Verarbeitern und lokalen Gemeinschaften auf dem Land näherbringen. Ländliche Gebiete sind jene, in denen trotz des Potenzials immer noch kein ausreichendes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Ernährung, Umwelt und Gesundheit besteht. Gleichzeitig besteht weiterhin Misstrauen gegenüber ökologischen Anbaumethoden bzw. die Unwilligkeit, etablierte, aber veraltete und schädliche landwirtschaftliche Praktiken aufzugeben. Infolgedessen sind die bestehenden Bio-Erzeuger in der Minderheit, und der ökologische Landbau gilt als nicht zukunftsträchtig. Gleichzeitig ist auch die ökologische Landwirtschaft nicht die höchste Stufe nachhaltigen Handelns, sondern wir müssen uns stärker auf den biodynamischen Anbau von Lebensmitteln konzentrieren, der die hochwertigsten Erzeugnisse gewährleistet.
Im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Ernährung auf dem Land: von der Steigerung der Eigenversorgung zur Ko-Versorgung“ haben wir die oben genannten Herausforderungen durch Vorträge, Workshops und offene Diskussionen angesprochen. Das Projekt wurde so konzipiert und durchgeführt, dass alle Schlüsselelemente nachhaltiger Ernährung berücksichtigt wurden: ökologisch, saisonal, lokal und selbst-/ko-versorgend. Diese Elemente wurden im Rahmen der Aktivitäten so präsentiert, dass sie nicht nur das Interesse an ökologischen Anbau-/Verarbeitungsmethoden bei den lokalen Landwirten weckten, sondern auch die Bekanntheit der Bio-Anbieter in Pomurje erhöhten und die Verbindungen zwischen verwandten Betrieben stärkten.
Mit einem Einführungsvortrag zum Thema naturnahe Landwirtschaft, in dem wir nachhaltige Lebensmittelketten, die Vorteile des ökologischen Anbaus/der Verarbeitung, die Grundprinzipien der Biodynamik sowie die Besonderheiten und Potenziale von Pomurje behandelten, haben wir das Projekt theoretisch untermauert und ein grundlegendes Verständnis des Themas entwickelt. Zur Entwicklung praktischer Fähigkeiten organisierten wir in Zusammenarbeit mit lokalen Bio-Anbietern auf mehreren Bauernhöfen in der Region geführte Besichtigungen und Workshops zum ökologischen Anbau von Gemüse, Obst und Getreide sowie zur Verarbeitung von Säften, Mehlen und Ölen. Um zur Entwicklung von Eigenversorgungs- und Ko-Versorgungspraktiken beizutragen, organisierten wir Workshops über Wildkräuter (Sammeln) mit Schülern der örtlichen Grundschule, einen Workshop zur Fermentation von heimischem Gemüse und einen gemeinschaftlichen Austausch von Wintervorräten. Ziel dieser Workshop-Reihe war der Transfer und Austausch von Wissen sowie die Entwicklung von Fähigkeiten, die Erhöhung der Lebensmittelvielfalt in den eigenen Wintervorräten und der Eigenversorgung sowie die Entwicklung von Gemeinschaften, deren Werte Selbst-/Ko-Versorgung und nachhaltige Ernährung sind.
Übersicht über das Umweltproblem, den aktuellen Zustand und die Herausforderungen der nachhaltigen Lebensmittelkette
Einleitung: Ernährung, Umwelt, Gesellschaft
Die Lebensmittelkette hat sowohl vielschichtige Auswirkungen auf die Umwelt (Klimawandel, Verfügbarkeit und Qualität von Trinkwasser, Grad der Bodenverschmutzung, biologische Vielfalt und Lebensraumvielfalt, das Erscheinungsbild der ländlichen Landschaft) als auch Herausforderungen für die Gesellschaft bzw. den Staat (Selbstversorgung, Sicherheit, Qualität, gesunde und erschwingliche Lebensmittel, Souveränität und Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks). Das globale Ernährungssystem verursacht fast ein Drittel aller anthropogenen Treibhausgasemissionen und ist somit eine der Hauptursachen für die Klimakrise. Dem Agrarsektor können gut 10 % der nationalen Treibhausgasemissionen zugeschrieben werden (Quelle: Umanotera), wobei die größte Emissionsquelle die Viehzucht ist, die kohlenstoffintensiver ist (mehr Land, höherer Wasserverbrauch; für die Produktion von 1 kg Rindfleisch wird 15-mal mehr Land benötigt als für 1 kg Getreide und 70-mal mehr als für 1 kg Gemüse), weshalb eine Umstellung auf die Produktion pflanzlicher Lebensmittel empfohlen wird.
Lebensmittelverteuerung und geringer Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse:
Die Lebensmittelpreiserhöhungen, die auf Probleme in den Lieferketten, Blockaden von Transportwegen und die allgemeine Inflation zurückzuführen sind, sind in unseren Regalen und in den Geldbörsen der großen Mehrheit der slowenischen Bevölkerung deutlich sichtbar (Haushalte geben laut SORS-Daten mehr als ein Zehntel ihrer Ausgaben für Lebensmittel aus). In den letzten fünf Jahren sind die Lebensmittelpreise um fast ein Fünftel gestiegen, am deutlichsten die Obstpreise. Angesichts des niedrigen nationalen Selbstversorgungsgrades bei Gemüse (48 %, Quelle: SORS, in den letzten fünf Jahren sogar durchschnittlich unter 40 %) und Obst (30 %, Quelle: SORS) ist es „dringend notwendig, bereits heute die Bedingungen für die Versorgung mit hochwertigen und sicheren Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen für alle zu verbessern, die gleichzeitig den geringstmöglichen Einfluss auf Klima und Umwelt haben“ (zitiert aus der Veröffentlichung des Strategischen Rates für Ernährung, Sitzungsbericht vom 5. 12.).
Ökologischer Landbau und der „nachhaltige Ernährungskreislauf“:
Der ökologische Landbau ist einerseits eine Maßnahme zur Minderung des Klimawandels und gleichzeitig zur Anpassung daran. Der nächste Schritt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks sind kurze Lieferketten für Bio-Produkte. Gesündere und gleichzeitig umweltfreundlichere Lebensmittel sind also pflanzlichen Ursprungs, die innerhalb derselben Region angebaut, verarbeitet und konsumiert werden. Für einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck wählen wir auch saisonale Lebensmittel. In Slowenien steigt die Nachfrage nach lokal angebauten Bio-Lebensmitteln stetig. Dabei stammen jedoch nur 20 % der Bio-Lebensmittel aus heimischer Produktion, 80 % werden importiert. Der ökologische Landbau wird auch oft als mögliche Lösung für die Entwicklung ländlicher Gebiete in abgelegenen Regionen genannt, es gibt jedoch nicht genügend konkrete Unterstützung von Seiten des Staates und der ländlichen Gemeinden für die Etablierung eines nachhaltigen Ernährungskreislaufs.
Leitlinien und Strategien:
Das Netzwerk der Nichtregierungsorganisationen „Plan B für Slowenien“ hat im Rahmen der Erstellung des Strategischen Plans für die Gemeinsame Agrarpolitik 2023–2027 eine Initiative zur Erhöhung der Unterstützung für den Anbau pflanzlicher Lebensmittel für Menschen und den ökologischen Landbau eingereicht. Kurze Lieferketten und eine partnerschaftliche Beziehung zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Verbrauchern werden empfohlen. Des Weiteren wird die Dringlichkeit eines schnellen Übergangs zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion, insbesondere des Anteils des ökologischen Landbaus, betont. Zu den Zielen der Entwicklungsstrategie Slowenien 2030, die die Verpflichtungen der Vereinten Nationen zur Eindämmung des Klimawandels aufgreift, gehören geplante Aktivitäten zur Steigerung des Konsums lokaler, saisonaler und planetenfreundlicher Lebensmittel.
Analyse verschiedener Akteure (ihre Merkmale und Bedürfnisse):
lokale Bio-Erzeuger und -Verarbeiter in Pomurje: Es zeigen sich Bedarfe an Unterstützung bei Marketing, Verwaltung und Vertrieb. Erste Schritte wurden mit der Einrichtung von Bio-Verkaufsstellen und ökologischen oder lokalen Genossenschaften unternommen, die jedoch noch keinen hohen Entwicklungs- bzw. Organisationsgrad erreicht haben. Dies ist auch auf unzureichende Anreize seitens des Staates und mangelnde Unterstützung durch lokale Entscheidungsträger, insbesondere Gemeinden, zurückzuführen, die die Potenziale nicht erkennen oder solche Aktivitäten nicht priorisieren.
lokale Nichtregierungsorganisationen und Sozialunternehmen: Pomurje kann sich mit mindestens drei Beispielen guter Praxis an der Schnittstelle von nachhaltigem Anbau und Verarbeitung in Verbindung mit sozialen Inhalten rühmen. Es handelt sich um Kocljevina, Korenika und Zrirap, die ähnliche, aber dennoch unterschiedliche Arbeitsweisen darstellen, die in ähnlicher Form in jeder der Gemeinden von Pomurje etabliert werden könnten.
lokale Landwirte und Abnehmer: In Pomurje ist das Bewusstsein für den ökologischen Anbau gering; viele konventionelle Landwirte sehen im ökologischen Landbau immer noch hauptsächlich Einschränkungen und unnötige zusätzliche Bürokratie. Für die Landwirte ist es notwendig, den bürokratischen Ballast zu reduzieren, die Proaktivität der Beratungsdienste zu erhöhen und ihnen über Genossenschaften eine verbesserte Promotion, Vermarktung, Verwaltung und Distribution zu ermöglichen. Die Vertriebswege dürfen nicht von großen, in ausländischem Besitz befindlichen Händlern mit Wuchermargen abhängen, sondern es müssen alternative Vertriebswege entwickelt bzw. ausgebaut werden – Lieferdienste, Märkte, Online-/App-Bestellungen, …
Für viele Haushalte sind lokale Bio-Lebensmittel immer noch unerschwinglich, hauptsächlich aufgrund des Preises. Wenn wir über eine nachhaltige und gerechte Lebensmittelkette sprechen wollen, müssen wir darauf achten, dass am Ende dieser lokalen Kette nicht nur wohlhabendere Käufer stehen. Durch Subventionen oder andere Formen von Anreizen bzw. Hilfen müssen der Staat oder die Gemeinden die Möglichkeit gewährleisten, lokale Bio-Lebensmittel für alle Einwohner zu erwerben, anstatt von den Landwirten zu verlangen, die Preise zugunsten der „Preiswettbewerbsfähigkeit“ auf das Niveau konventioneller oder importierter Bio-Lebensmittel zu senken.
lokale öffentliche Einrichtungen: Es ist notwendig, die Verbindungen lokaler öffentlicher Einrichtungen mit lokalen Landwirten bzw. Genossenschaften zu stärken. Die (finanziellen) Anreize dafür müssen erhöht werden, nicht nur die vorgeschriebenen Prozentsätze des Anteils lokaler Bio-Lebensmittel in öffentlichen Einrichtungen. Mithilfe öffentlicher Beratungsdienste oder Genossenschaften müssen die Mechanismen für die Erfassung von Bestellungen verbessert werden, für die viele öffentliche Einrichtungen keine personellen Kapazitäten haben, und die kommerzielle Anmietung dieser Dienstleistung stellt einen unnötigen Abfluss begrenzter Mittel dar.
Konzeptualisierung von Ernährungstermini: Selbstversorgung, Eigenversorgung, Ko-Versorgung
Ernährungsselbstversorgung (auf Landes- oder Regionalebene):
- Definition: Die Fähigkeit eines Landes oder einer Region, alle Lebensmittel, die ihre Bevölkerung benötigt, selbst zu produzieren – ohne Importe.
- Ziel: Vollständige Ernährungsunabhängigkeit.
- Merkmale:
- Es handelt sich um ein strategisches Ziel des Staates.
- Sie ist auf nationale Sicherheit und Krisenresilienz ausgerichtet, erhöht die Souveränität des Staates.
- Sie umfasst Marktmechanismen, aber mit starkem Einfluss öffentlicher Politik und Planung.
- Beispiel: Der Staat strebt danach, mögliche globale Ernährungskrisen ohne Importe überstehen zu können.
- Definition: Die Fähigkeit eines Haushalts, einen Teil der Lebensmittel, die er konsumiert, selbst zu produzieren.
- Ziel: Größere Ernährungsunabhängigkeit, gesunde Lebensmittel und geringere Abhängigkeit von Märkten.
- Merkmale:
- Basiert nicht auf Marktlogik – ist nicht für den Verkauf bestimmt, sondern zur Deckung eigener Bedürfnisse.
- Erhöht das Gefühl von Sicherheit, Beherrschbarkeit und Naturverbundenheit.
- Ist eine Antwort auf Unsicherheit, steigende Preise und den Wunsch nach hochwertigen, lokalen Lebensmitteln.
- Beispiel: Eine Familie hat einen Garten, einige Obstbäume und lagert Wintervorräte – nicht des Verdienstes wegen, sondern aus Gründen der Autonomie und Lebensqualität.
- Definition: Ein Kooperationsmodell zwischen Erzeugern und Verbrauchern, bei dem die Gemeinschaft gemeinsam für die lokale Lebensmittelversorgung sorgt.
- Ziel: Eine stabile, gerechte und nachhaltige lokale Lebensmittelkette.
- Merkmale:
- Basiert auf Zusammenarbeit und Solidarität, nicht auf einem klassischen Marktsystem.
- Die Mitglieder der Gemeinschaft tragen gemeinsam Verantwortung, Kosten und Nutzen.
- Der Landwirt verkauft nicht nur Produkte, sondern ermöglicht die Ernährungssicherheit der Gemeinschaft – im Gegenzug für Vorhersehbarkeit und Unterstützung.
- Beispiel: Die Gemeinschaft schließt sich mit einem Bauernhof zusammen und plant gemeinsam die Saison. Jedes Mitglied leistet einen Vorschuss, erhält seinen Anteil an der Ernte und unterstützt gleichzeitig eine nachhaltige Landwirtschaft. Regelmäßige gemeinsame Praktiken wie die Zubereitung und/oder der Austausch von Wintervorräten, der Austausch von Setzlingen, Hilfe bei der Garten- oder Feldarbeit, …
Kofinanzier des Projekts:
Für die in diesem Dokument dargestellten Meinungen sind ausschließlich die Autoren des Dokuments verantwortlich und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energie oder des Eko sklad j.s. wider.