Bei der Frage der Verfügbarkeit lokaler Materialien zeigen sich große Unterschiede. Während es bei Holz und Stroh keine größeren Probleme gibt, sind wir bei Industriehanf einige Schritte zurück (im Vergleich zu anderen Materialien und auch im Vergleich zu anderen Ländern). Dies ist eine Folge der Tatsache, dass es in Slowenien im Bereich des Bauens mit Industriehanf keinen geschlossenen Kreislauf von Anbau, Verarbeitung, Vertrieb und Endverwendung gibt. Eines der hervorgehobenen Probleme war das Fehlen geeigneter Maschinen – sowohl bei der Ernte als auch in der Verarbeitungsphase (zum Entstauben und Mahlen der Stängel). Weiterhin würde der Markt für das Bauen mit Hanf aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und des damit verbundenen Interesses der Landwirte am Anbau einen Umfang von tausend Hektar benötigen; auch dies wäre jedoch keine Garantie für niedrigere Preise. Aus diesen Gründen, der breiten Anwendbarkeit von Industriehanf im Bauwesen und dem Versuch, den umweltschädlichen Transport dieses Materials aus der Gleichung zu entfernen, wäre seitens des Staates mehr proaktives Engagement und/oder Finanzmittel erforderlich, um die Situation zu verbessern.
Die Herausforderungen der theoretischen und praktischen Ausbildung für natürliches Bauen sind wir über eine Zusammenfassung des aktuellen Stands angegangen, wobei wir festgestellt haben, dass 1.) diese Art des Bauens an den Fakultäten unzureichend oder gar nicht dargestellt wird; 2.) die selbstorganisierten Workshops verschiedener Akteure untereinander unverbunden sind, sporadisch stattfinden und nicht umfassend sind; 3.) ein Bedarf an einer Erweiterung der selbstorganisierten Ausbildungen (vor allem) jenseits formaler staatlicher Institutionen besteht.
Von den Ausbildungsveranstaltungen in der letzten Zeit überwiegen diejenigen, die über Ausschreibungen kofinanziert werden (Problem der Sporadizität), von den Teilnehmern kofinanziert werden (Problem der Zugänglichkeit), gleichzeitig zeigt sich das Problem der fehlenden Koordination in Form einer Plattform und der Zusammenarbeit im Bereich des Bauens mit verschiedenen natürlichen Materialien in Slowenien, die also Akteure mit unterschiedlichen Kenntnissen verbinden würde. Dies würde die Möglichkeit einer umfassenden und kontinuierlichen Ausbildung eröffnen, die zu einer endgültigen Berufsqualifikation führen könnte. Derartige Kenntnisse und Praktiken sollten vom Staat im Rahmen der Schaffung grüner Arbeitsplätze gefördert und kofinanziert werden.
Im abschließenden Abschnitt widmeten wir uns den gesellschaftlichen Potenzialen natürlicher Baumaterialien bzw. des Bauens mit ihnen. Wir behandelten Aspekte des Selbstbauens, der nachbarschaftlichen/lokalen Hilfe, des sozialen und solidarischen Bauens sowie des gemeinsamen Bauens im Rahmen des gemeinschaftlichen Wohnens. Dabei ging es um die Überlegung, wie wir mit natürlichem Bauen die Verbesserung oder Schaffung menschenwürdiger Wohnbedingungen für Menschen erreichen können, die sich dies zu Marktpreisen nicht leisten können. Es geht also um zugängliches natürliches Bauen und nicht (nur) als überdurchschnittlicher Standard. Es zielt also auf die jüngere Generation ab, der der Immobilienmarkt das Eigentum an noch so kleinen Einheiten verwehrt oder sie zu einer jahrzehntelangen Kreditaufnahme unter schlechten Bedingungen zwingt, gleichzeitig aber die Möglichkeit eröffnet, die Lebensbedingungen ärmerer Rentner zu verbessern, die – vor allem auf dem Lande – unter unwürdigen Bedingungen in nicht isolierten Häusern oder Zimmern leben und mit Energiearmut konfrontiert sind, die der Staat mit Subventionen zur Bezahlung überhöhter Heizkosten zu lösen versucht … In diesem Sinne sprechen wir von sozialem und solidarischem Bauen, weil es Elemente der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme vereint, eine soziale Komponente, Solidarität zwischen den Generationen und eine allgemeine Überwindung enger Marktmechanismen und Profitlogik beinhaltet. Dabei dürfen wir aber nicht an eine Vielzahl individualisierter Lösungen denken, sondern es bedarf einer gemeinsamen kollektiven Praxis. Elemente davon entwickelt das gemeinschaftliche Bauen, das sich auf einen oder mehrere Züge konzentriert, und zwar 1.) zur Verbesserung der Wohnbedingungen in der lokalen Gemeinschaft beiträgt, 2.) durch gemeinsame Arbeit einzelne kleinere Wohneinheiten schafft und 3.) durch gemeinsames Bauen eine Gemeinschaft kleinerer Wohneinheiten in Kombination mit größeren Gemeinschaftsräumen, gemeinschaftlicher Reproduktion im Alltag usw. schafft.
Auf der Grundlage dieser Ausgangspunkte schlossen wir die Diskussion mit einem Gespräch und Vorschlägen zur Vernetzung bzw. Zusammenarbeit im Bereich des natürlichen Bauens ab. Dabei geht es vor allem um eine Herausforderung, die durch eine kontinuierliche gemeinsame Praxis verschiedener Akteure des natürlichen Bauens angegangen werden muss. Bereits aus Sicht der Selbstorganisation und Vernetzung von Akteuren vor Ort sind deutliche positive Veränderungen möglich, für eine noch größere Ausschöpfung der angedeuteten Potenziale wird aber auch das Engagement des Staates erforderlich sein.